9. März – 28. April 2013
Florian Neufeldt & Matthias Ströckel – Sich im Unendlichen kreuzende Parallelen
Die Werke von Florian Neufeldt (*1976) und Matthias Ströckel (*1986) zeugen von der Neugier und dem Verlangen des Menschen, die Dinge um sich herum durch
unterschiedliche Strategien der Vermessung – sowohl räumlich als auch
zeitlich – zu hinterfragen und zu verstehen. Dabei wird die Wahrnehmung
selbst zur Disposition gestellt und die Konstruktion von Wirklichkeit
zum zentralen Thema des jeweiligen Werks. Das im Titel der Ausstellung
aufgegriffene Postulat geht auf den antiken griechischen Mathematiker
Euklid zurück,
der es in den Elementen – eine Systematisierung und
Abhandlung mathematischer, astronomischer und musischer Phänomene, die
bis heute für unser Verständnis von Mathematik, Kosmos und Musik von
großer Bedeutung ist – aufstellte. Es dient hier als schwer fassbares
und dennoch faszinierendes Bild, das „nur“ im Kopf funktioniert und auf
das phantastische Potential mathematischer wie physikalischer Paradoxe
hinweist. Einerseits erzeugt es Unverständnis, andererseits regt es zum
Nach- und Weiterdenken an, indem es uns auf unsere Grenzen (der
Vermessung) verweist und gleichzeitig einen (Denk-)Raum öffnet, der
jenseits des Wirklichen liegt und neue Ordnungen zulässt. Hier knüpft
die Doppelausstellung mit Florian Neufeldt und Matthias Ströckel an.
Florian Neufeldt vermisst den Ausstellungsraum, indem er für den Seitenlichtsaal eine neue Arbeit entwickelt, in der eine Bohrmaschine – unsichtbar – hinter einer Wand entlangfährt, diese vermisst und in unregelmäßigen Abständen durchlöchert. Da die Spitze des Bohrers allerdings immer nur so kurz auftaucht, dass sie sich meist dem Blick des Betrachters entzieht, bleiben allein das Geräusch und das Loch – ein Loch neben dem nächsten, willkürlich in die Wand gebohrt. Was wird hier vermessen und geordnet? Das Nicht-Wissen von dem „Dahinter“ irritiert, macht neugierig und erzeugt einen Vorstellungsraum hinter der sich stetig wandelnden, löchrigen Bildfläche, der durch den Bohrer mit Lärm gefüllt wird und –
Florian Neufeldt vermisst den Ausstellungsraum, indem er für den Seitenlichtsaal eine neue Arbeit entwickelt, in der eine Bohrmaschine – unsichtbar – hinter einer Wand entlangfährt, diese vermisst und in unregelmäßigen Abständen durchlöchert. Da die Spitze des Bohrers allerdings immer nur so kurz auftaucht, dass sie sich meist dem Blick des Betrachters entzieht, bleiben allein das Geräusch und das Loch – ein Loch neben dem nächsten, willkürlich in die Wand gebohrt. Was wird hier vermessen und geordnet? Das Nicht-Wissen von dem „Dahinter“ irritiert, macht neugierig und erzeugt einen Vorstellungsraum hinter der sich stetig wandelnden, löchrigen Bildfläche, der durch den Bohrer mit Lärm gefüllt wird und –
je nach Assoziation – etwas Bedrohliches,
Mysteriöses, Wesenhaftes verkörpert. Gleichzeitig erzeugt der Rhythmus
der technischen Wiederholung eine Wiedererkennung und Vertrautheit in
Bezug auf das mysteriöse „Störgeräusch“.
Matthias Ströckels konzeptuell ausgerichtete Objekte, Fotografien, Drucke und Zeichnungen kreisen um
Matthias Ströckels konzeptuell ausgerichtete Objekte, Fotografien, Drucke und Zeichnungen kreisen um
räumliche und zeitliche Vermessungsstrategien von Welt, indem
sie diese auf unterschiedliche Weise verbildlichen und dabei
gleichzeitig deren Sinn und Zweck in Frage stellen. Sie gewinnen ihren
Reiz durch eine minimale künstlerische Setzung, bei der Ströckel die
Rolle eines Künstler-Wissenschaftlers einzunehmen scheint. Dabei bedient
er sich philosophischen wie
kunstwissenschaftlichen Theorien und
hinterfragt die Grenzen von wissenschaftlicher Genauigkeit und
individueller Wahrnehmung, ohne das ästhetische Potential – die Aura –
des einzelnen Objekts zu vergessen oder didaktisch zu werden. Er
dokumentiert physikalische Prozesse (ohne Titel, drei Fotografien, 2012)
oder führt sie als unmittelbares Erlebnis im Ausstellungsraum vor
(Referenzrahmen, 2011). So thematisiert Ströckel die menschliche
Wahrnehmung und das Beobachten sowie Festschreiben von Raum und Zeit,
wobei kartographische Systeme (Weltenkarte, 2011), die Rhythmisierung
von Zeit (Spezifische Toleranz, 2012) und unvorhersehbare
Materialveränderungen innerhalb eines festgesetzten, zeitlichen
Prozesses im Fokus stehen.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit den Künstlern und enthält zahlreiche Abbildungen und Texte von Gregor Jansen (Direktor Kunsthalle Düsseldorf) und Kathrin Barutzki (Kuratorin der Ausstellung). Preis: 4 Euro.
gefördert durch

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit den Künstlern und enthält zahlreiche Abbildungen und Texte von Gregor Jansen (Direktor Kunsthalle Düsseldorf) und Kathrin Barutzki (Kuratorin der Ausstellung). Preis: 4 Euro.
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